Die letzten beiden Tage waren sehr eindrucksvoll, informativ und auch bedruckend für uns, besuchten wir doch die Landungsstrände der Allierten.
Am Morgen des 06.06.1944 landeten amerikanische, britische, kanadische und französische Truppen an ausgewählten Strandabschnitten in der Normandie. Die Landung in Frankreich wurde über lange Zeit geplant und vorbereitet. Auch die Deutschen erwarteten einen solchen Angriff und versuchten mit dem sogenannten Atlantikwall die Küsten zu schützen. Am besten war dieser Verdeidigungskoridor in der Nähe von Caleis ausgebaut, da die Deutschen den Angriff dort erwarteten. Den Alliierten gelang es die Deutschen bis zum Schluss in im Glauben zu lassen, dass ein Angriff auch dort stattfinden würde.
Der D-Day began damit dass Fallschirmspringer, die hinter der deutschen Verteidigungslinie absprangen und versuchten, deutsche Stellungen überraschend einzunehmen. Auch großflächige Bombenangriffe wurden geflogen um strategisch wichtige Orte wie Brücken oder Versorgungswege der Deutschen abzuschneiden. Gegen 6:30 Uhr begann der Angriff vom Wasser aus. Zunächst feuerten die eingesetzten Kriegsschiffe auf die deutschen Stellungen am Strand. Danach stürmten rund 45.000 Soldaten die fünf Strandabschnitte. Auf die Landung folgte das 67 Tage dauernde Gefecht um die Normandie. Rund 210.000 alliierte Soldaten wurden verwundet oder getötet. Auf deutscher Seite gab es rund 200.000 Verwundete oder Tote, sowie 200.000 Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Rund 14.000 französische Zivilisten starben rund um die Gefechte. Der D-Day markiert einen wichtigen Wendepunkt im 2. Weltkrieg und in der Befreiung Europas von den Nationalsozialisten.
Zu Beginn dieser besonderen Tour durch einen der wesentlichen Kriegsschauplätze im 2. Weltkrieg in Europa, besuchten wir das D-Day Memorial Museum in Caen. Hier konnten wir uns einen Überblick über den 2. Weltkrieg sowie über die Vorbereitung und Durchführung der sogenannten Operation Overlord verschaffen. In diesem umfangreichen Museum kann man leicht mehrere Stunden verbringen und das umfassende Material der Ausstellungen betrachten. Auch wir blieben mehrere Stunden in dem Gebäudekomplex.
Anschließend besuchten wir das Radarmuseum. Eine ehemalige deutsche Radarstation kann hier besichtigt werden. In einer informativen Führung durch das Gelände erfuhren wir die Bedeutung der Radartechnologie für den Erfolg der Operation Overlord.
In Longues sur Mer konnten wir eine ehemalige Kanonenstellung besichtigen. Vier große Kanonen, mit einer Reichweite von 20 Kilometer, waren hier auf die Strände gerichtet. Obwohl es den Alliierten nicht gelungen war, die Stellung mit Bombenangriffen zu zerstören, konnten die deutschen Soldaten nicht wirklich in die Schlacht am D-Day eingreifen, da ihr Orientierungssystem nicht mehr funktionierte. Die Besatzung der Kanonenstellung ergab sich kampflos. Noch heute können die riesigen Betonbunker der Kanonenstellung sowie der Kommandobunker besichtigt werden. Unvorstellbar wie das Gelände vor 75 Jahren ausgesehen haben muss.
Neben Überresten des deutschen Atlantikwalls sind in der Normandie auch Teile des Alliierten Angriffs zu sehen: vor der Küste errichteten die Alliierten einen künstlichen Hafen um Truppen, Gerätschaften und Nachschub von Großbritannien nach Frankreich zu transportieren. 40.000 Fahrzeuge, 220.000 Soldaten und 826 Tonnen Nachschubgüter wurden auf diesem Weg nach Europa gebracht. Heute sind noch die massiven betonierten Senkkästen vor der Küste sichtbar. Nur langsam verrotten diese Teile.
Ein weiterer wichtiger Ort für die Landung war Pointe de Hoc. Diese deutsche Stellung konnte sowohl Omaha- als auch Uath-Beach mit ihren Geschützen erreichen. Aus diesem Grund wurde eine eigene amerikanische Einheit beauftragt diese Stellung zu stürmen. Die Rangers mussten dabei eine 30m hohe Steilküste Überwinden. Unter großen Verlusten konnte Pointe de Hoc am 8.6. schließlich eingenommen werden.
Neben diesen eher militärischen und taktischen Besichtigungspunkten, konnten wir auch die Landungsstrände Sword-, Juno-, Gold- und Omaha-Beach besuchen. Wenn man heute diese schönen Sandstrände bei Sonnenschein besucht, ist es schwer vorstellbar wie es hier vor 75 Jahren ausgesehen haben muss. Friedlich, still liegt die Landschaft hier vor uns, wo 1944 so viele Menschen sterben mussten.
Die Dimensionen dieses Sterbens wurden uns auf den Soldatenfriedhöfen erst richtig bewusst. Wobei immer die Frage bleibt, ob man dieses Leid und den Tod hier überhaupt mit zahlen begreifbar machen kann….
Wir besuchten den kanadischen Soldatenfriedhof bei Juno Beach. Hier liegen mehr als 2000 kanadische Soldaten begraben. Die kanadische Armee setze sich aus Freiwilligen zusammen, die bereit waren ihr Leben aufs Spiel zu setzen um Europa zu befreien.
Auch den britischen Soldatenfriedhof bei Bayeux besichtigten wir. Hier liegen rund 5.000 Soldaten aus allen Teilen des Commonwealth begraben. 1.800 vermissten Soldaten wird ebenfalls hier gedacht. Rund 500 deutsche Soldaten fanden hier ihre letzte Ruhestätte.
Normandy American Cemetery and Memorial – mit rund 9.300 Gräbern der größte Friedhof in der Normandie. Rund ein Drittel der gefallenen US-Soldaten liegt hier begraben, der Rest wurde in die USA zurück transportiert und auf Wunsch der Angehörigen dort bestattet. Der Friedhof liegt unmittelbar über Omaha beach. Rund 10% der eingesetzten Kräfte am Omaha-Beach überlebten den Angriff nicht. Am benachbarten Landungsstrand Utah waren es rund 2%. Im Rahmen einer Führung konnten wir die Geschichte einzelner Personen aus dieser ungeheuren Anzahl kennen lernen und ihren Lebensweg ein Stück nachverfolgen.
Auch den deutschen Soldatenfriedhof La Cambre besichtigten wir. Hier liegen rund 21.000 gefallene deutsche Soldaten begraben. Rund um den Friedhofskomplex entstand der sogenannte Friedensplatz, mit 1.200 gespendeten Ahornbäumen.
Die unmittelbare Konfrontation mit den Ereignissen vor 75 Jahren, war mit Sicherheit nicht einfach für uns. Immer wieder waren wir überwältigt von den Eindrücken, von dem menschlichen Leid hinter der Taktik und den unvorstellbaren Zahlen. Wie viele Menschen bereits vor uns in die Registerbücher auf den Friedhöfen geschrieben haben, bleibt auch für uns zu sagen „nie mehr wieder! Niemals vergessen!“